Bayernwerk pflügt Rohre ein



Bau der neuen Hochspannungsleitung bei Bachl.

(ir) Die Bauarbeiten für die neue Hochspannungsleitung der Bayernwerk Netz GmbH (Bayernwerk) in den Gemeinden Saal an der Donau und Rohr in Niederbayern schreiten voran. Bis Ende August sollen der Tiefbau abgeschlossen und die Rohre verlegt sein, in die danach die Stromkabel eingezogen werden. Seit Montag, 17. Juli 2023, ist daher ein spezielles Baugerät im Einsatz, das die Rohre in die Erde bringt: der Rohr-Pflug. Für den Neubau der rund sieben Kilometer langen Hochspannungsleitung vom Umspannwerk Bachl zur Freileitung nahe der Ortschaft Reißing investiert das Bayernwerk etwa elf Millionen Euro. Sie ermöglicht, dass künftig mehr lokal erzeugter Strom in das Verteilnetz einspeisen kann. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2023 geplant.



Der Rohr-Pflug ist ein Spezialgerät für die Verlegung von Rohren für Stromleitungen. Er bringt die Rohre auf einem Großteil der neuen Stromtrasse rund 1,60 Meter tief in die Erde ein. Das Bayernwerk nutzt den Pflug für den Neubau von Hochspannungsleitungen seit 2022. Der Verteilnetzbetreiber hat diese Art der Rohr-Verlegung im vergangenen Jahr bei einem ähnlichen Bauprojekt verprobt – mit positiver Bilanz. „Zuletzt hatten wir den Pflug im Landkreis Rottal-Inn im Einsatz, erstmals auf langer Strecke für den Neubau einer Hochspannungsleitung. Hier haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, sodass wir das Spezialgerät nun auch für die Kabelleitung bei Bachl nutzen”, berichtet Bau-Projektleiter Bernd Igelbüscher. Beim Pflügen arbeiten sich zwei Fahrzeuge der Trasse entlang: Eine Winde zieht den Pflug entlang des Leitungsverlaufs. Das Pflugschwert teilt den Boden und verdrängt das Erdreich. So entsteht ein Schlitz im Boden, in den der Pflug die Rohre einzieht. Liegen die Rohre in der Erde, fällt das aufgeworfene Erdreich wieder zusammen. Ein Bagger fährt hinter Winde und Pflug her und drückt die Erde an, sodass die Oberfläche wieder eben ist.



Das Pflugverfahren hat für den Leitungsbau viele Vorteile, ist aber nicht für alle Streckenabschnitte geeignet. Bernd Igelbüscher erläutert: „Die Entscheidung, welches Verfahren zum Einsatz kommt, ist komplex. Drainagen im Boden oder querende Leitungen schließen das Pflugverfahren aus. Auch scharfe Kurven können wir nicht pflügen“. Für jeden Neubau werde daher genau geplant, auf welchen Streckenabschnitten welche Bauweise am besten geeignet ist. Straßen, Wege oder Leitungen, die die neue Hochspannungsleitung quert, werden meist unterbohrt. Wo das Pflugverfahren nicht geeignet ist, werden die Rohre in einem offenen Graben verlegt. Dafür hebt ein Bagger einen rund 1,75 Meter tiefen Graben aus, in den die Arbeiter die Rohre legen.



Bernd Igelbüscher zeigt sich zuversichtlich: „Wir liegen mit den Arbeiten im Zeitplan. Wenn der Pflug die Rohre eingebracht hat und wir im August die Rohrverbindungen und die letzten Spülbohrungen fertiggestellt haben, ist alles bereit für den Einzug der Stromkabel. Die einzelnen Kabelstücke ziehen wir dabei direkt von den Spulen in die Rohre ein und verbinden sie dann mit Muffen miteinander“. Der Projektleiter prüft die eigens gefertigten Kabel beim Hersteller persönlich auf Qualität und Langlebigkeit, bevor Tieflader sie zur Baustelle liefern. Auf einer Kabelspule sind Teilstücke mit der Länge von rund einem Kilometer aufgewickelt. Bis Ende des Jahres soll der Bau abgeschlossen sein und die neue Stromleitung kann in Betrieb gehen.



Die neue Hochspannungsleitung ermöglicht, dass mehr dezentral erzeugter Strom in der Region genutzt werden kann. In Saal und Rohr sowie den umliegenden Gemeinden erzeugen vor allem viele Photovoltaik-Anlagen erneuerbare Energie. Bereits im Jahr 2021 lag die Summe der erzeugten Leistung dezentraler Anlagen in den Gemeinden Saal an der Donau, Hausen und Rohr in Niederbayern über dem Stromverbrauch in diesen Kommunen. Mit dem Bau des Erdkabels und der Anbindung des Umspannwerks Bachl macht das Bayernwerk das Verteilnetz fit für die Energiewende. Wenn in der Region mehr grüner Strom produziert wird, als gebraucht wird, kann er dank der neuen Leitung in das regionale Hochspannungsnetz einspeisen.