Telefonseelsorge: „Corona war das zentrale Thema“



Ökumenische Telefonseelsorge veröffentlicht Jahresbericht.

(pba) Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg hat im Corona-Jahr 2020 einen deutlichen Anstieg an Menschen verzeichnet, die sich hilfesuchend an die Einrichtung gewandt haben. Dies geht aus dem Jahresbericht der Telefonseelsorge hervor, der heute veröffentlicht wurde.



„Das Pandemiejahr 2020 hat auch uns vor neue Herausforderungen gestellt“, sagt der Leiter der Telefonseelsorge Diakon Franz Schütz. Das Virus habe vielfach bestehende Probleme verschärft und neue Sorgen geschaffen. Gerade für die große Gruppe der regelmäßig Anrufenden stelle das Angebot der Telefonseelsorge Anhaltspunkt und Auffangnetz dar. „Besonders möchte ich unseren 75 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken, die im vergangenen Jahr Enormes geleistet haben!“, betont Schütz. Ihn freue es, dass das Interesse an einer Ausbildung zur Mithilfe in der Telefonseelsorge stark gestiegen sei: „Dies zeigt auch, wie sehr die Menschen unser Angebot wahrnehmen und auch wertschätzen.“



Im vergangenen Jahr nahm die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg rund 14.300 Anrufe entgegen, 1.100 mehr als noch im Vorjahr. Besonders auffällig ist dabei der starke Anstieg an umfangreicheren Beratungsgesprächen, von denen 12.625 und damit rund 3.200 mehr als 2019 geführt wurden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führten im Schnitt 40 Telefonate am Tag, die insgesamt eine Gesprächszeit von knapp 12 Stunden pro Tag ergaben. Die Corona-Pandemie stand bei vielen Anrufen entweder im Zentrum oder war zumindest begleitendes Thema.



Zwei Erfahrungsberichte ehrenamtlicher Mitarbeiter im Jahresbericht fassen die Arbeit der Telefonseelsorge in Corona-Zeiten aus ihrer Sicht zusammen. Die Menschen hätten dabei von den unterschiedlichsten Problemen berichtet. Dabei seien nicht nur Infektionen, Erkrankungen und Todesfälle besprochen worden, sondern auch indirekte Auswirkungen der Pandemie wie Sorge um den Arbeitsplatz oder auch das Gefühl der Überlastung im Beruf, die Frage nach der Kinderbetreuung und oft auch ein starkes Gefühl der Einsamkeit und Isolation. Besonders betroffen wären dabei psychisch erkrankte Menschen gewesen, denen der Therapiebesuch in dieser Zeit noch mehr erschwert worden sei.



Die Seelsorger stellten dabei Unterschiede in der ersten und zweiten Pandemiewelle fest. Im Frühjahr sei es oft um die Erläuterung der neuen Alltagsregeln oder die Suche nach Alternativen gegangen, wenn das Bisherige nicht mehr möglich war. Seit dem Herbst sprächen die Anrufenden stattdessen oft von einer gewissen Corona-Müdigkeit und von Gefühlen des Frusts, der Resignation und auch der Wut.



Eine thematische Aufschlüsselung der Beratungsgespräche ergab, dass bei fast der Hälfte psychische Probleme der unterschiedlichsten Art zur Sprache kamen. Besonders häufig wurden depressive Verstimmungen, seelische Nöte, Einsamkeit und Ängste genannt. Auffällig war der starke Anstieg an Anrufenden, die von einer ärztlich diagnostizierten psychischen Erkrankung berichteten. Ihre Anzahl stieg um mehr als ein Drittel auf knapp 3.700.



Die Ökumenische Telefonseelsorge Augsburg bietet am Dienstag, 2. März 2021 und am Donnerstag, 4. März 2021 je einen Informationsabend per Videochat an, bei dem sich Interessierte über die ehrenamtliche Mitarbeit in der Telefonseelsorge informieren können. Weitere Informationen dazu gibt es auf www.telefonseelsorge-augsburg.de oder telefonisch unter der Rufnummer (08 21) 34 99 79-0.



Die Telefonseelsorge kann über die gebührenfreien Telefonnummern (08 00) 111 0 111 und (08 00) 111 0 222 sowie die 116 123 (ohne Vorwahl wählen) erreicht werden. Das Ehrenamtliche Krisentelefon ist in Akutkrisen und Notfällen für alle Anrufenden unter 0821 – 349 7 349 zu erreichen. Die Mail- und Chatberatung wird über https://online.telefonseelsorge.de angeboten.